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Vermeidet Querschläger in euren Beziehungen

 

 

„Ich beziehe mich z. B. auf die Schnelligkeit, mit der die Menschen von einer Liebesbeziehung zur anderen wechseln. Sie meinen, dass man die Liebe wie in den sozialen Netzen nach Belieben des Konsumenten ein- und ausschalten und sogar schnell blockieren kann“. … „Es überträgt sich auf die affektien Beziehungen das, was mit den Dingen in der Umwelt geschieht: Alles kann man wegwerfen; jeder gebraucht und wirft weg, verbraucht und zerschlägt, nutzt und presst aus, solange es dienlich ist. Danach adieu. Der Narzissmus macht die Menschen unfähig, über sich selbst, ihre Wünsche und Bedürfnisse hinauszusehen. Wer jedoch die anderen benutzt, wird früher oder später mit der gleichen Logik schließlich selber benutzt, manipuliert und verlassen werden.“ (Amoris laetitia Nr. 39)

Mein erster Gedanke war: das ist unsere Aufgabe als Eltern, dafür zu sorgen, dass unsere Kinder nicht zu Narzisten werden, die nur sich selber und ihre Bedürfnisse sehen. In einem Familienalltag, der davon geprägt ist, dass alle Familienmitglieder Rücksicht aufeinander nehmen, ist schon viel gewonnen. In einer Familie mit mehreren Kindern ist es vielleicht noch einfacher, oder es ergibt sich viel natürlicher, da alle Kinder IHRE Ansprüche stellen; beim Essen manchmal – wenn sie noch kleiner sind – alle gleichzeitig! Da muss automatisch mindestens einer warten, bis alle Kinder etwas auf dem Teller haben. Das soll nicht heißen, dass es bei Ein-Kind-Familien nicht möglich ist, diese Haltung des Rücksicht-Nehmens zu fördern, aber es bedarf manchmal mehr Aufmerksamkeit und das Bewusstsein dafür, dass das Kind auch lernen muss zu warten, auch wenn es immer als erstes haben könnte. (Und welche Eltern nehmen sich am Tisch als erste, wenn Kinder da sind!?). Genauso wenig soll es heißen, dass alle Kinder aus größeren Familien immer großzügig warten und teilen. Hier ist es Aufgabe der Eltern darauf zu achten, dass jeder auch einmal der Erste ist und nicht immer der oder die Gleiche. Sonst kann genau das passieren, was wir eigentlich vermeiden wollten. Wenn dann einmal die Gelegenheit da ist, etwas ganz für sich allein zu haben, wird das Kind, das IMMER warten und teilen musste, es nicht mehr tun.

Um also auf den anderen achten zu können, müssen wir gelernt haben, uns selber zu achten und auch unsere Bedürfnisse wahrzunehmen. Das müssen wir auch unseren Kindern vermitteln. Ich erinnere mich an einen Vortrag von Christa Meves, in dem sie sinngemäß sagte, dass Kinder erst einmal etwas besessen haben müssen, um es teilen zu können. D.h. das eigene Bedürfnis nach Besitz muss gestillt sein, um etwas hergeben zu können.

Ich denke, dass es mit guten Beziehungen ähnlich ist. Wenn wir unseren Kindern vorleben, dass zu jeder guten Beziehung – egal ob in der Familie oder zwischen Freunden – Vertrauen, Verlässlichkeit und Empathie gehören, dann wird es ihnen selbstverständlich sein, mit anderen ebenso umzugehen. Aber manchmal fällt es z. B. eben schwer, ein Versprechen, das wir unseren Kindern gegeben haben, einzuhalten; ihnen gut zuzuhören, wenn sie spät am Abend noch ein wichtiges Gespräch führen möchten und unseren Rat brauchen;oder sie zu unterstützen, auch wenn sie uns enttäuscht haben.

Wenn wir in diesen Situationen unsere Müdigkeit, Trägheit oder Bequemlichkeit überwinden, ist es eine Investition in die Zukunft unserer Kinder und letztlich in die unserer Gesellschaft.